Der nächste Abzock-Marathon kommt !

Laut der Süddeutschen will die Polizei am 16. April 2015 wieder einen bundesweiten Blitz-Abzock-Marathon veranstalten.

Der Rest der Meldung liegt allerdings deutlich unter dem üblichen Niveau der Süddeutschen:

· „Hohe Geschwindigkeit ist die häufigste Ursache für Verkehrsunfälle“. Nein, ist sie nachweislich nicht – auch wenn dieser Unsinn seit Jahrzehnten tradiert wird.

· „Die Polizei will am 16. April mit einem Blitz-Marathon gegen Raser vorgehen“. Muss dieses ebenso dämliche wie polemische Wort „Raser“ für alle zu-schnell-Fahrer unbedingt sein?

· „2014 wurden bei der Aktion mehr als 90 000 Autofahrer ertappt, die zu schnell unterwegs waren“. Hallelujah, welch’ ein Erfolg!

Man beachte:

Im September hatten die Beamten beim zweiten Blitz-Marathon in ganz Deutschland etwa drei Millionen Autofahrer kontrolliert und dabei etwa 93.000 Raser ertappt.

93.000 sind (nur) 3,1 % von 3.000.000 – also ein (gemessen an der täglichen Praxis) eher unterdurchschnittlicher Wert. Das hätte man vielleicht einmal publizieren sollen – und die Kosten-Nutzen-Relation derartiger Veranstaltungen. :-/

P.S.: Für zeternde Kommentatoren (und andere) sei auch der Kommentar beim STERN empfohlen. 😉

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11 Gedanken zu “Der nächste Abzock-Marathon kommt !

    • Laut destatis:
      An erster Stelle Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren, an zweiter Stelle Nichtbeachten der Vorfahrt. „Nicht angepasste Geschwindigkeit“ erst an dritter Stelle – wobei man diesen Terminus ggf. noch hinterfragen sollte bzw. müsste.

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      • Tatsächlich – lt. der von Ihnen zitierten Statistik sind jährlich nur etwa 50.000 Unfälle mit Personenschaden auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Da kann man Ihnen folglich nur zustimmen: 50.000 Verletzte pro Jahr (bzw. ein paar mehr, wenn bei einem Unfall mehrere Menschen zu Schaden kommen, und natürlich ein paar hundert Tote) sind in der Tat dermaßen wenig, dass man das Kontrollieren besser völlig einstellen sollte

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  1. „93.000 sind (nur) 3,1 % von 3.000.000 – also ein (gemessen an der täglichen Praxis) eher unterdurchschnittlicher Wert.“

    Das ist verdammt viel wenn man bedenkt, mit wieviel Getöse diese Aktionen angekündigt wurden. Wenn man das nicht ankündigen würde, wäre die Zahl wohl 10mal so hoch.

    Apropos Polemik: Wer sich über „Raser“ beschwert, der sollte die Kontrolle der Einhaltung von Vorschriften auch nicht „Abzocke“ nennen 😉

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    • Einspruch, Euer Ehren:

      >> Wenn man das nicht ankündigen würde, wäre die Zahl wohl 10mal so hoch.

      Nein, wäre sie nicht, wie die tägliche Praxis unangekündigter Kontrollen zeigt – und i.d.R. kaum höhere Prozentwerte auswirft.

      >> die Kontrolle der Einhaltung von Vorschriften nicht „Abzocke“ nennen

      Doch: Denn der verkehrserzieherische Nutzen dieser Großveranstaltungen geht gegen Null.

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  2. Erstaunlich, wie so ein Organ der Rechtspflege mal wieder hetzt. Zu oft selbst erwischt worden und trotz aller Argumentiererei zur Zahlung verdonnert? Übrigens sind, seit Jahren, Alkohol, Geschwindigkeit und Vorfahrt die Top 3-Ursachen bei Verkehrsunfällen.
    Vergleiche mit täglichen Kontrollen hinken, da nirgendwo in ähnlichem Ausmaß tagtäglich verdeckt kontrolliert werden kann.
    Recht wenig Hintergrundwissen für einen etablierten Rechtsanwalt…

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    • Recht wenig tatsächliches Wissen für einen wirklich Mitlesenden:

      Von „Hetze“ kann hier eben so wenig die Rede sein wie von „zu oft selbst erwischt worden“ – sondern fast nie. 😉

      Dass „seit Jahren, Alkohol, Geschwindigkeit und Vorfahrt die Top 3-Ursachen bei Verkehrsunfällen“ sind, wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtiger – zudem ging es hier um die Behauptung, überhöhte Geschwindigkeit die Hauptunfallursache – was eben nicht zutrifft.

      Vergleiche mit täglichen Kontrollen hinken keineswegs, insbesondere wenn ein „etablierter Rechtsanwalt“ in mehr als 20 Jahren genug davon ausgewertet hat. Es kommt – wie der geneigte Leser erkennen sollte – auf die Verstoßquote an.

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  3. Wer die Kassenhäuschen, mobil oder stationär, kennt, an denen trotz bester verkehrstechnischer Gesamtumstände geblitzt wird, der kann die Wortwahl „Abzock-Marathon“ nur mittragen.
    Es sei denn, man ist aus jenem Weichholze geschnitzt, dass man jeden Eingriff und jede Manipulation durch die Obrigkeit als gottgegeben und dankbar hinnimmt. In Kreisen der Sekundärtugendler gehört das wohl zum guuuten Ton…

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  4. Die positive Wirkung war jedenfalls spürbar. Die Masse der Fahrzeuge war dermaßen entspannt unterwegs, dass es schon fast unheimlich war. Dies war auch ein Hauptziel der Aktion: den Verkehr zu entschleunigen und chronische Bleifüßler an eine langsamere Gangart zu gewöhnen in der Hoffnung, dass dieser Effekt nachwirkt und man sein Fahrverhalten kritisch reflektieren kann.

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  5. LiKo Melchior,

    sicherlich gibt es aber auch gute Gründe für solche Kontrollen. Wenn man morgens vor dem Kindergarten kontrollieren würde, könnte man (Statistik ist ja so schön anschaulich und dehnbar) 93% der ankommenden Mütter auf Jahre ausbremsen, 17% der flüchtenden Väter zu umweltbewussten Fußgängern machen und 9% der Bobbycar-Nutzer zu einer „Ehrenrunde“ im Kindergarten verdonnern. 😉

    Der Rest der Geblitzten mag bitte schweigen, keine Angaben machen und sofort einen Rechtsanwalt beauftragen. Nur so besteht die Chance, dem Kindergartenschicksal zu entgehen.

    Oldenburg hat übrigens ein recht einfache Mittel gegen Raserei. Alle 20m wird eine Ampel auf Rotlicht gestellt; immer schön im Wechsel, so dass keine Möglichkeit besteht, schneller als die erlaubten-was-auch-immer zu fahren; man staut lieber und schickt Radfahrer vom Radweg auf die Straßen. Kommt richtig gut und nun ist in Oldenburg die häufigste Unfallursache nicht mehr Geschwindgkeit. 😉

    http://ra-bohle.blog.de/2015/01/22/radfahrer-strasse-20001148/

    Im übrigen halte ich Ihren Beitrag für zutreffend. Wo muss ich unterschreiben? :))

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