„Bußgelder für Raser und Drogensünder werden verdoppelt“, so ist es bei DIE WELT.de zu lesen:
Bundesverkehrsminister Tiefensee hat sich durchgesetzt: Die Bußgelder für Raser, Alkohol- und Drogensünder werden verdoppelt. Darauf einigte sich die Verkehrsministerkonferenz. „Nur wenn es im Portemonnaie wehtut, ändern Verkehrsrowdys ihr Verhalten“, sagte Tiefensee. … Seit der letzten grundlegenden Anpassung des Bußgeldkatalogs 1990 hätten viele Strafen ihre Abschreckungswirkung zum Teil eingebüßt. Vor allem Verwarnungsgelder würden zunehmend bewusst in Kauf genommen. „Es geht nicht darum, den Bürgern in die Tasche zu greifen. Die Verkehrsminister sind sich einig, die Bußgelder vor allem da zu erhöhen, wo die Hauptursachen für Verkehrsunfälle liegen. …. Wer als Rowdy vorsätzlich rast oder drängelt, soll künftig bis zu 2000 Euro zahlen. Wer nach maßlosem Alkohol- oder Drogenkonsum am Steuer erwischt wird, muss sich auf bis zu 3000 Euro einstellen“, sagte Tiefensee. „Ich bin davon überzeugt, dass dies im Interesse der überwiegenden Mehrheit der vernünftigen Autofahrer ist.“
Grenzenloser Schwachsinn und Abzocke im Namen der Verkehrssicherheit. Seit Jahren wird gebetsmühlenartig verkündet, Alkohol und überhöhte Geschwindigkeiten seien die Hauptunfallursachen. Wirklich?
- Komisch, dass der ADAC zu ganz anderen Ergebnissen gelangt und die beiden vorgenannten angeblichen Hauptursachen eine eher untergeordnete Rolle spielen.
- Komisch auch, dass die Unfallursachenstatistik in einer überwiegend verkehrsrechtlich ausgerichteten Anwaltskanzlei zu denselben Ergebnissen führt – Alkohol und Geschwindigkeitsüberschreitungen gehören gerade nicht zu den erwähnenswerten Ursachen, sondern waren eher äußerst selten kausal für die bearbeiteten Unfälle.
Schlicht unwahr ist es auch, wenn der Herr Minister den Eindruck zu erwecken versucht, seit 1990 seien die Bußgelder im Wesentlich unverändert geblieben. Vielmehr sind diese kontinuierlich gestiegen, insbesondere für Geschwindigkeitsüberschreitungen, zu dichtes Auffahren u.ä.
Sogar die Gewerkschaft der Polizei war schon im Mai dieses Jahres gegen Tiefensees permanente Geldgier, wie die Autogazette berichtete:
„Konrad Freiberg hat die Pläne von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee für «unsinnig» erklärt. Angesichts des Stellenabbaus bei der Polizei würde selbst ein höheres Bußgeld für Raser nichts nutzen, so der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält die Pläne von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für höhere Bußgelder bei Verkehrsvergehen für unsinnig. «Drastische Bußgelderhöhungen sind nur ein weiterer hilfloser Versuch, dem zunehmend asozialen Verhalten auf Deutschlands Straßen Herr zu werden. Höhere Strafen nützen nichts, wenn die Gefahr erwischt zu werden, immer kleiner wird», sagte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg mit Blick auf die knappe Personalsituation bei der Polizei am Mittwoch in Berlin.
Darüber hinaus lägen die Ursachen des Drängelns und Rasens nicht alleine im Verhalten der Autofahrer, so Freiberg. Sie seien auch das Ergebnis der Verkehrsüberlastung auf Deutschlands Straßen durch permanent steigende Zulassungszahlen und einer durch den Arbeitsmarkt geforderten hohen Mobilität der Beschäftigten.“
Bezeichnend, dass der Herr Minister hiervon völlig unbeeindruckt einen erneuten Versuch startet, Bußgelder zu erhöhen. Ein Verkehrsminister, im Wesentlichen nur dadurch auf sich aufmerksam macht, alle halbe Jahre durch derartige Aktionen zu starten, ist fehl am Platze. Er ist offensichtlich nicht in der Lage, die wahren Unfallursachen zu erkennen und nutzt stattdessen offensichtlich das Verkehrsrecht lediglich dazu, die klamme Staatskasse zu füllen. :no:
P.S. Schön, dass nicht alle seiner Meinung waren: Bayern und Nordrhein-Westfalen warfen dem Bund vor, die Autofahrer nur abkassieren zu wollen. Höhere Bußgelder führten nicht automatisch zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr. EBEN !!!
Nachtrag:
Dan aktuellen Nachrichten zufolge melden die Länderminister Protest an, sprechen von Abzocke und bezweifeln, dass erhöhte Bußgelder auch zu höherer Sicherheit führen – BRAVO !